Freitag, 22. April 2011

Warum tust du, was du tust?

Macht ihr euch darüber Gedanken?

Ich mir schon. Ich hinterfrage sogar Dinge, die teilweise jahrzehntelang so getan und erledigt wurden, wie es eben vonstatten ging. Und dann komme ich und will tatsächlich den Grund wissen. ;-)

Manchmal zum Leidwesen so manches eher wenig hinterfragenden Zeitgenossen. Manchmal sogar zum extremen Unbehagen Derselbigen. Aber ich stehe dazu: Wenn ich etwas tue, dann möchte ich:

1. verstehen, warum das getan werden soll,
2. wissen, wofür die Tätigkeit gut ist und
3. was das Ziel der ganzen Aktion ist, so es eines gibt (meist erkennt man eben das durch diese Fragen)

Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass etliche negative Strömungen dieser Welt darauf hinauslaufen. Nämlich, dass man blind etwas befolgt, was ein Anderer sagt. Natürlich fängt das nicht im ganz Kleinen an, aber es ist eine Extremsituation dieser Gedankenrichtung.

Lustig ist hin und wieder, wie darauf reagiert wird. Ich sage dazu, ich begegne sehr oft, und in letzter Zeit erfreulicherweise immer öfter, Menschen, die das begrüßen und selber so machen. Was mich immer sehr positiv stimmt, denn solche Begegnungen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, lange Diskussionen mit sich zu bringen und gleichzeitig gute Freundschaften. Ich mag denkende, hinterfragende Leute.

Aber speziell hie und da sehe ich noch dieses überraschte, verwunderte und manchmal sogar perplexe Gesicht. Jenes, das sich auftut, wenn man etwas hinterfragt, das "nun mal eben so gemacht wird, und das schon ewig und Jahrzehnte lang".

Wieso es da auch Gründe dazu braucht? :D

Antworten, die ich von den eher perplexen Zeitgenossen häufig bekomme:

1. "Ja, warum eigentlich?"
Diese Antwort mag ich. Denn sie zeigt, der Sinn der Frage scheint klar zu sein, vielleicht hat die Frage sogar angeregt, selber darüber nachzudenken.

2. "Das weiß ich nicht."
Diese Form der Reaktion mag ich ebenfalls. Es ist wenigstens ehrlich. ;-)

3. "Warum fragst du?"
Schlau. Kontern durch Gegenfrage. Soll den Wind aus den Segeln nehmen und wohl Zeit schinden, um nachzudenken.  ;-)

4. "Das wurde immer schon so gemacht!" oder "Weil es eben so ist."
Antwort, die früher Kindern sehr oft serviert wurde. Soll jegliche Diskussion unterbinden und signalisiert meist mangelndes Interesse, den Zustand des Nicht-Hinterfragens zu ändern. Gut, ist dann eben so, im wahrsten Sinne des Wortes.

5. "Du stellst Fragen."
Eine Mischung aus Überraschung, Kompliment und Unbehagen und meistens eine Feststellung. Diese wird häufig untermauert von Antwort Nummer 4. :D

6. "Da fragst du am Besten XY!"
Einerseits gut, weil die kompetente Ansprechperson genannt wird. Andererseits weniger gut, weil es impliziert, dass derjenige, der so antwortet, eher nicht kompetent zu sein scheint und Dinge tut, ohne zu wissen warum. Und weiters weniger gut, weil die genannte Ansprechperson sehr häufig ebenfalls im Sinne von Antwort 1-1000 antworten wird :D Sehr oft geht dieser Weg, das unangenehme Los dem Genannten weiter zu reichen, einher mit Nummer 7 oder 2.

7. "Ich habe keine Zeit, sonst hätte ich dir das gerne erklärt."
Klar :D

8. "DU hast keine Zeit, weil du sollst es jetzt ja erst machen."
Nö, Pferd von hinten aufgezäumt. :D

9. "Du bist aber neugierig."
Ja, Neugier ist die Wurzel jedes Fortschrittes ;-)

10. "Ähm."
Ja. Ähm. ;-)

Nun, im weitesten Sinne ist es meiner Meinung nach häufig sehr nützlich, mal anzufangen, Dinge zu hinterfragen. Ganz einfache Sachen zu Anfang.

Warum nehme ich diesen Weg? Gäbe es einen Anderen? Ist er vielleicht sogar kürzer oder schöner?
Warum mache ich dies oder jenes genau so, zu dieser Zeit, auf diese Art, wie ich es eben tue? Was würde passieren, wenn ich diese Routinen ändere?
Warum erledige ich meine Arbeit genau so, wie ich es tue?

Sehr häufig findet man erstens Nutzlosigkeiten im täglichen Leben dabei, Zeitfresser, Sinnlosigkeiten, die allesamt weder Nutzen noch Vorteil mit sich bringen. Und Zweitens sehr häufig effektivere Wege, neue Anregungen, Sichtweisen und Aktivitäten. Und ebenfalls häufig sind es dann solche, die das Leben entweder erleichtern oder schöner machen.

Und nicht zuletzt bleibt der Geist in Bewegung. Man erkennt, wie viel man im Leben tut, nur, weil es einem irgendwann so erschienen ist, dass das der beste Weg wäre. Oder tut, weil es irgendwann irgendjemand einmal gewollt hat, dass man das tut. Natürlich kann es zuviel auch werden, aber das kann man ja selber steuern. Doch sich hie und da zu hinterfragen kann meiner Meinung nach keinesfalls schaden.

Wünsche euch ein wunderschönes Osterfest!

Sonntag, 17. April 2011

Wie alt ist alt?

Über diese Frage habe ich mir in den unterschiedlichen Phasen meines Lebens sehr voneinander differierende Gedanken gemacht.

In meiner Jugend waren Menschen, die mein heutiges Alter erreicht hatten, von mir empfunden, fast im Greisenalter. Irgendwo hörte die Differenzierung ab einem Alter von etwa 25 bis 30 einfach auf. Man konnte es zudem kaum erwarten, volljährig zu sein, aber ZU alt fand man auch nicht prickelnd.

Im jungen Twenalter war ich einerseits darüber froh, die magische Schwelle "18" überschritten zu haben, aber andererseits begann ich mir darüber Gedanken zu machen, was ich für das folgende Lebensjahrzehnt geplant hatte. Diese Pläne warf ich bis zum endgültigen "Etappenziel" dann natürlich noch zig Mal über den Haufen.

Ich weiß es noch gut, ich war exakt 27 Jahre alt, als ich beim Zappen auf einen deutschen Privatsender stieß und "Die Neunzigershow" fand. Begleitet von meiner gleichzeitigen, blitzartigen Erkenntnis:

"Alt ist man also dann, wenn es einen Rückblick auf die eigene Jugendzeit gibt."

Das traf mich damals schwer ;-) und lange danach haderte ich noch mit meiner plötzlichen Vergreisung. Wie konnte es jemand wagen, so eine Sendung auf die Beine zu stellen? Eine, die so in etwa aufgebaut war wie die Shows über die Sechziger und Siebziger Jahre, vor denen man seine Eltern hie und da träumend sitzen sah? Nur mit Hits, die man an sich noch nicht in die Rubrik der Oldies eingestuft hatte? Sondern bei denen man selber nachzudenken begann, was man zur Zeit der Bekanntwerdung dieses Liedes gerade getan hatte? Oder womit man es verband? Das war ein haushoher Unterschied! ;-)

Die nächste Etappe war mein Dreißiger. Dreißig ist zwar nur "29 B", aber immerhin. Meine Kollegen drohten scherzhaft mit Geschenkkörben voller Haftcreme, Zahnreinigungstabletten und Antifaltencremes, und ich plante meinen Urlaub während der kritischen Zeit. Als ich dann dreißig Jahre und einen Tag alt war, merkte ich, was sich geändert hatte: gar nichts. Nada.

Ich war noch dieselbe, die Welt drehte sich weiter und fand mein neues Alter nicht einmal ein Schulterzucken wert. Bekommen habe ich übrigens kein einziges der genannten, geriatrischen Pflegeprodukte, das hatte dann doch keiner gewagt.  ;-)

Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt. Ich finde mein Alter klasse und fühle mich jünger als je zuvor. Ich habe gemerkt, dass gewisse Dinge im Leben einfach nicht von der biologischen Anzahl an Jahren abhängig sind. Sondern von der eigenen Einstellung. Daher freue ich mich von Herzen auf die nächsten Jahrzehnte und die damit verbundenen Erfahrungen.

Und nun weiß ich endgültig:

"Man ist immer so alt, wie man sich fühlt!"


Ich wünsche eine schöne Woche! :-)

Samstag, 16. April 2011

Das toskanische Lebensgefühl

Ich wurde gerade an eine wunderschöne Reise in die Toskana erinnert und finde diese einen würdigen ersten Blogeintrag wert.



Bereits auf der Anreise dürfte möglicherweise der eine oder andere großstädtische Monk einen Kulturschock bekommen. Zumindest habe ich mir das so vorgestellt, als es über äußerst abenteuerliche Wege sehr bewegt durch die Landschaft ging. Es ist absolut zu empfehlen, ein ausreichend gedämpftes Geländeauto zu fahren, denn die Straßen sind sehr holprig. Aber dann, dann sieht man aus dem Fenster, alles fällt von einem ab und man vergisst plötzlich das Geschaukel und Gehüpfe des Fahrzeugs. 

Denn es ist wunderschön. Es ist einfach nur faszinierend.





Es ist eine komplett andere Art zu leben, ein eigenes Lebensgefühl. Mit nichts zu vergleichen, was ich je zuvor gesehen habe. Und ich habe auf dieser Reise sehr viele meiner Werte überdacht. Werte, die ich bis dato als felsenfest erlebt habe.

Es ist meiner Meinung nach so, dass man die Werte als korrekt übernimmt, die man kennt. Die einem beigebracht wurden, die man vorgelebt bekommen hat. Aber in der Toskana laufen die Uhren einfach anders. Gründlich anders, und nach kurzer Umgewöhnung habe ich das sagenhaft und großartig gefunden.

Schnell bekommt man dort einfach gar nichts. Geht nicht. Ginge vielleicht schon, aber wozu? Es hat alles etwas Zeit, es geht ruhig ab, gemütlich, man lässt sich nicht stressen. Ein sehr gutes Beispiel dafür war der Gastwirt, der mit einem Gläschen Wein im schattigen Gastgarten saß, vor sich Papiere und einen Kugelschreiber. Als ich ihn fragte, was er macht, meinte er "Bookkeeping" (Buchhaltung) :D

Ja, so geht es auch. Hierzulande ist die Wahrscheinlichkeit, jemanden so gemütlich relaxend mit diesen Dingen anzutreffen nicht wirklich hoch. Meine Überlegungen gingen sogar so weit, dass ich mal wieder über "Gibt es überhaupt richtig oder falsch?" nachzudenken begann. Es ist klar, beileibe werden nicht alle gleich sein, aber in der Toskana hat es diesen Spirit doch sehr häufig und zahlreich. Und der Italiener lebt damit sehr gut. Vielleicht sogar besser. Höchst wahrscheinlich sogar. Herzhaftes Lachen, freundliches Grüßen und Humor trifft man dort sehr oft. Entspannte Menschen noch öfter.



Das Nächste, was sich der Toskaner außer seiner Gemütlichkeit und Ruhe nicht nehmen lässt, ist die Freude an der Kulinarik. Und das kann ich gut verstehen, die Gaumenfreuden sind zahlreich und köstlich.

In einer alteingesessenen Metzgerei in Panzano traf ich auf Dario Cecchini. Sänger, Dichter und Metzgermeister aus Passion. Mozart beschallt das kleine Geschäft, ein fröhlich dröhnender Metzger steht hinter dem Verkaufspult.

Die italienischen Chianina Rinder werden nur in wenigen Provinzen gezüchtet und gelten als absolute Delikatesse. Das beste Gras, die beste Behandlung. Das "bistecca alle fiorentina", das Florentiner Steak, darf sich nur so nennen, wenn es von eben diesen Rindern stammt. Und ist dem Toskaner mindestens so heilig wie dem Österreicher sein Wiener Schnitzel. Wobei der Italiener wohl verächtlich schnauben würde, wenn man sein heiliges Rind mit irgendetwas Anderem vergleichen würde.

Legendär auch der italienische Hang zur Dramatik, der offenbar wurde, als 2001, wie ich erzählt bekam, das letzte toskanische Rind anlässlich der BSE-Zeit und eines damit verbundenen, drohenden Verbots medienwirksam zu Grabe getragen wurde. Die Trauer wurde fast zur nationalen Angelegenheit und war mit Mozarts Requiem untermalt. Als Höhepunkt wurden die besten Stücke öffentlich versteigert.



Ruhe, Gemächlichkeit, Dramatik zum richtigen Zeitpunkt und mit Leidenschaft gerne, Kulinarik... ja, und Rotwein. Der ist mir irgendwann ein eigenes Kapitel wert. 

Wären es wenige Schlagworte, die ich zu dieser Reise wählen müsste, dann wohl diese.

Ich habe viel überdacht, viel erlebt, viele neue Anregungen erhalten und wohl auch ein klein wenig dieser Philosophie mit mir nach Hause genommen. Die Toskana ist absolut eine Reise wert - wenn man Lust dazu hat, flexibel zu sein und seine Werte nicht als unerschütterliche Maßeinheit vor sich her zu tragen.

Alles neu macht der... April!

Ein nagelneuer Blog!

Eine leere Seite hat für mich, so wie alles Neue, etwas Spannendes an sich. Es ist noch alles offen, es stehen alle Wege frei. Das ist zwar sonst auch immer der Fall, aber nirgendwo ist es so sichtbar und spürbar wie bei einem Neuanfang.

Was wird in den nächsten Tagen und Wochen hier dazu kommen? Gedanken? Situationen? Alltägliches? Philosophisches?

Man wird es sehen. Und ich freue mich auf´s Schreiben!

Nane